Eine internationale Initiative von Oldtimervereinigungen hatte ja das Ziel, unser motorisiertes Altblech zum immateriellen UNESCO-Weltkulturerbe erklären zu lassen. Darunter würde dann auch der hier abgebildete Kofferraumdeckel eines Citroën 2CV, bekannt als „Ente“, fallen, den wir neulich im Kundenauftrag besorgt hatten. Denn wir ermöglichen auch, manchmal notgedrungen, einzelnen Teilen des Gesamtkunstwerkes Oldtimer einen zweiten oder dritten Frühling.
Dabei gilt es natürlich immer abzuwägen. Manche neu nachgefertigten Teile sind qualitativ schlechter als ein aufbereitetes Originalteil, manche sind besser. Manchmal hat man aber auch gar keine Wahl. Manchmal hilft ein Teil aus dem Fundus des Kunden weiter (für dessen Qualität wir aber natürlich nicht einstehen können). Zu wissen, was man wo zu welchen Kosten und ob überhaupt bekommt, ist jedenfalls eine Qualität unserer Citrogarage und ebenso wichtig, wie die ordnungsgemäße Verwendung der Teile.
Aber verlangt dieser Kofferraumdeckel nicht eine Abwägung ganz anderer Art? Wir erinnern uns an die Zeit der ungehemmten politischen Unkorrektheiten, die auf fahrbaren Untersätzen „gepostet“ wurden und dies besonders gerne von EntenbesitzerInnen (um mal eine aktuelle Schreibweise des 21. Jh. zu verwenden). Die Ente war sozusagen der analoge Tweet auf vier Rädern. Seine Karosserie ein Spiegel des Zeitgeistes.
Neben Urlaubserinnerungen von südfranzösischen Nudisten-Campingplätzen, überlebten Fährüberfahrten nach Korsika und bezwungenen Alpenpässen gehörten gesellschaftspolitische Statements wie lila Frauen-Power-Fäuste, Weisheiten der Cree-Indianer und ein frühzeitliches Gutmenschen-Herz für Kinder zum Aufkleber-Kosmos dazu, vom Anti-Atomkraft-Sortiment gar nicht zu reden. Und eben alberne bis menschenverachtende Statements wie jener auf unserem Kofferaumdeckel. Kann das nun weg oder ist das Weltkulturerbe?
Deutsche Autos wurden damals möglicherweise serienmäßig mit Plaketten von ADAC und DAS oder Arag ausgeliefert. Dennoch würde ihnen bei uns im Rahmen unserer Möglichkeiten geholfen. Opel-Fahrer müssen bei uns nicht draußen bleiben. Aber der Aufkleber ist irgendwie trotzdem gut.
Eine wahre Geschichte, so geschehen im September 2020.
Quellennachweis Artikelbild: Martin Edding